Westerkamp, Helmut

In meinem Atelier fertige ich Holzskulpturen in Lebensgröße, dabei möchte ich die künstlerische Gestaltung, technische Fertigung und Knowhow der Holzverarbeitung in Gleichklang bringen.
Meine intelligent verleimten Holzrohlinge - ich arbeite nie direkt aus dem Baumstamm - bilden den Beginn der „Freilegung“.
Die Pose der Skulptur richtet sich deshalb nicht nach dem Wuchs des Baumes, sondern nach der von mir komponierten Pose des Models. Diese Posen können sowohl dem Alltag entrissen sein, wie auch ungewöhnliche Situationen beschreiben. Es kann sich Reales und Virtuelles in unterschiedlicher Gewichtung vermischen. Die Holzhaut hüllt das teilweise Unbekleidete wieder ein, ohne zu verschleiern. Nicht immer der Mensch muss Ausgangspunkt meiner Werke sein, es warten auch andere Wesen ungeduldig in der langen Warteschlange, fangen an zu schubsen, um sich vorzudrängeln. Grenzen der Holzverarbeitung werden konstruktiv, auch mit Einsatz anderer Werkstoffe, verschoben. Holzflüsterer können vertrauen: Es wurde möglich gemacht. Nach endloser Zeit der Gestaltung, Euphorie, Ungeduld, Schöpfung, Erschöpfung und Zuversicht ist die Skulptur aus dem „Umhüllung“ befreit. Sie ist jetzt sichtbar, fühlbar und gehört nun zu dieser Welt.